Kim, Du bist vor fünf Jahren zur TU München und vor knapp drei Jahren zum MIRMI gekommen. Womit beschäftigst Du Dich?
Ich arbeite an einem Exoskelett für die sehr frühe Mobilisierung von Intensivpatienten. Hier ist es wichtig, jedem Patienten eine individuelle Behandlung zu ermöglichen. Ein Hauptziel ist, Patienten so früh wie Möglich wieder auf die eigenen Beine zu bringen. Eine Frage die ich mir dabei stelle ist, wie gut der Patient seine Beine nach seiner Erkrankung noch selbständig bewegen kann – wie aktiv die Muskeln dabei sind. Ein Exoskelett soll ihm dann genau so viel Unterstützung bieten wie nötig, um ihm ein möglichst selbständiges Leben zu ermöglichen. Ich arbeite daran, einen Algorithmus zu verbessern, der dem Exoskelett „mitteilt“, wie viel Unterstützung der Roboter aufbringen muss, und der darauf achtet, dass der Patient nicht überbelastet wird. Dafür messen wir aktuell die Muskelaktivität mittels Elektromyogramm (EMG) beim Patienten. Ein wichtiger Teil meiner Doktorarbeit wird sein, allein basierend auf den Sensorinformationenvom „Vemotion“ genannten Exoskelett eine individuelle Therapie abzuleiten. Dafür möchte ich ein Modell entwickeln, was die Therapie auf der Intensivstation für Patienten und Klinikpersonal verbessert.
Wie bist Du zum MIRMI gekommen?
Das war eher Zufall. Ein Freund machte mich darauf aufmerksam, dass in Garmisch das Geriatronik-Zentrum eröffnet, das ja Rehabilitation und Technologie insbesondere bei alten Menschen miteinander verbindet. Da ich meinen Master in Healthcare und Rehabilitation Technology und meine Masterarbeit über Prothetik beim Prothetikspezialisten Otto Bock gemacht hatte, passte das sehr gut zusammen. Diese Verbindung zwischen Bewegung und Technologie hat mich schon immer gereizt. Deswegen habe ich auch im Bachelor Sport und Technik studiert, wo es letztlich darum ging, Geräte aller Art für Sport zu entwickeln, ob Schuhe, Fitnessgeräte oder was auch immer. Begleitend zum Studium habe ich beispielsweise einen Orthopädieschumacher darin unterstützt, sensomotorische Einlagen für Kunden zu fertigen. Hier ging es darum, die Kräfte und Drücke im Fuß auch während des Gehens zu messen und dann maßgeschneidert eine Einlage zu entwickeln. Letztlich mache ich heute nichts anderes: Ich nutze Messwerte dazu, nun allerdings mithilfe von Algorithmen, Kunden (oder Patienten) möglichst individuell zu unterstützen.
Was begeistert Dich besonders an der Tätigkeit im MIRMI?
Ich finde es klasse, dass unsere Forschungen dem Menschen nutzen und dass ich schon während meiner Forschungsaufgaben einen engen Kontakt zu Patienten und behandelnden Physiotherapeuten und Ärzten habe. Ein Algorithmus des„Vemotion“-Systems wurde zum Beispiel von uns am MIRMI (in Zusammenarbeit mit Reactive Robotics) entwickelt und das System kommt – frisch zertifiziert – seit Anfang des Jahres bereits in vier Kliniken zum Einsatz. Wenn wir neue Algorithmen entwickeln, müssen wir Machbarkeits- und klinische Studien absolvieren und so den therapeutischen Nutzen überprüfen. Dafür arbeite ich aktuell für eine Machbarkeitsstudie mit drei Patienten zusammen, für die ich neue Algorithmen einsetze. Für die Studie bin ich meistens so etwa ein bis zwei Tage pro Woche in der Klinik, manchmal aber auch öfter. Gerade diesen interdisziplinären Austausch finde ich sehr spannend!
Auf dem ICORR Kongress in Rotterdam hat Kim Kristin Peper gerade neueste Erkenntnisse aus ihrer Forschung vorgestellt. Hier geht es zum Poster: