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Indo-Deutscher Fellowship: Ein Keimprojekt für zukünftige Zusammenarbeit im Bereich der Prothetik
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Amartya und Saikat, das PECFAR-Stipendium klingt wie eine fantastische Möglichkeit, Wissen auszutauschen und zukünftige Zusammenarbeiten im Bereich der Prothetik aufzubauen. Was steckt dahinter?
Saikat: Das Stipendium zielt darauf ab, Forscher aus Wissenschaft und Industrie zusammenzubringen, um an einem Keimprojekt zur Prothesensteuerung für Personen mit Unterarmamputationen zusammenzuarbeiten. Im Projekt geht es darum, innovative Lösungen zu entwickeln, bei denen Bewegungen der menschlichen Hand erfasst und in einer robotischen Hand repliziert werden. Eine simulierte Umgebung für Tests und Training ermöglicht diese Echtzeitinteraktion zwischen dem menschlichen Bediener und der robotischen Hand. Der Einsatz kostengünstiger Bewegungserfassungstechnologie fördert die Innovation auf dem Gebiet der Robotik und Prothetik.
Amartya: Ein weiterer Aspekt des Projekts umfasst die Entwicklung eines Open-Source-Muskel-Skelett-Modells, um das Greifverhalten beim Menschen zu untersuchen. Dieses Modell kann die Funktionalität und das Design von Prothesengeräten verbessern. Durch die gemeinsame Nutzung des Modells mit der Forschungsgemeinschaft werden Zusammenarbeit und Wissensaustausch gefördert, was potenziell zu beschleunigten Fortschritten in der Prothetik führen kann. Die Anwendung des aus dem Modell gewonnenen Wissens auf Prothesen-Endeffektoren kann deren Geschicklichkeit, Präzision und Natürlichkeit der Bewegung verbessern und eine enge Nachahmung natürlicher Handbewegungen sowie eine verbesserte Benutzerfreundlichkeit ermöglichen.
Was fehlt derzeit in Ihrem Ansatz?
Amartya: Der derzeitige Ansatz, Muskel-Signale zur Prothesensteuerung zu verwenden und ein Modell zur Ausführung von Manipulationsaufgaben zu entwickeln, ist innovativ, aber mit einigen hardwarebedingten Einschränkungen verbunden. Diese Einschränkungen umfassen die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Muskelsignale, die begrenzte Auflösung der Signale für eine feinere Steuerung, die Anpassungsfähigkeit an verschiedene Benutzer, die Notwendigkeit von Training und Kalibrierung, die Komplexität von Manipulationsaufgaben und die Herausforderungen der Hardware-Integration.
Saikat: Um diese Einschränkungen anzugehen, sind fortlaufende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten erforderlich. Die Zusammenarbeit zwischen Forschern, Ingenieuren und Klinikern ist entscheidend, um die Genauigkeit, Anpassungsfähigkeit und Funktionalität von Muskel-Signal-basierten Steuersystemen zu verbessern. Durch die Bewältigung dieser hardwarebedingten Einschränkungen sollen die Steuersysteme zuverlässiger und effektiver für die Ausführung von Manipulationsaufgaben mit Prothesengeräten werden.
Was sind die nächsten Schritte?
Amartya: Um ein umfassendes Verständnis der Prothesensteuerung zu erreichen, werden im Projekt Mechatronik- und Steuerungsexperten hinzugezogen, Krankenhäuser und NGOs für Prototypentests eingebunden, klinische Studien durchgeführt und länderspezifische Aspekte berücksichtigt.
Saikat: Das ultimative Ziel besteht darin, eine größere Zusammenarbeit zu fördern, die muskuloskelettale Modellierung und Technologietransfer kombiniert, um die Fähigkeiten von Prothesengeräten zu verbessern.
Warum haben Sie sich für dieses Stipendium entschieden und wie kann man sich bewerben?
Saikat: Das PECFAR-Stipendium ist eine Auszeichnung für Nachwuchswissenschaftler, die Forscher aus indischen und deutschen Einrichtungen einlädt, sich jeweils für zwei Monate in beiden Ländern zu besuchen. Um sich für das Stipendium zu bewerben, müssen interessierte Personen die Mindestanforderungen eines Master-Abschlusses erfüllen und das Alterslimit einhalten. Weitere Informationen und Bewerbungsdetails finden sie auf der offiziellen Website des Stipendiums.
Amartya: In unserem Fall verfügen sowohl Indien als auch Deutschland über lebhafte Forschungsgemeinschaften und blühende Industrien im Bereich der Prothetik. Die Bewerbung um dieses Stipendium bietet die Möglichkeit, sich mit Forschern, Fachleuten aus der Industrie und Experten auf dem Gebiet der Prothetik sowohl in Indien als auch in Deutschland auszutauschen. Es bietet eine Plattform zur Herstellung von Verbindungen, zur Förderung von Zusammenarbeit und zur Mitwirkung an Fortschritten in Forschung, Technologie und industriellen Praktiken im Bereich der Prothesensteuerung.
Dr. Amarty Ganguly
Dr. Amartya Ganguly arbeitet auf dem Gebiet der Biomechanik, des neuro-muskuloskelettalen Modellierens und der assistiven Technologien. Mit einem Doktortitel von der University of Hull und postdoktoraler Erfahrung an der Keele University hat er bedeutende Beiträge geleistet, darunter die Entwicklung eines hochmodernen echtzeitfähigen neuromuskuloskelettalen Modells der menschlichen Hand. Zu den Errungenschaften von Dr. Ganguly gehört die Auswahl für das renommierte Horizon 2020 Innosup-Programm, die Testung des weltweit ersten pädiatrischen Exoskeletts bei Marsi Bionics in Spanien sowie die Leitung der Forschungsgruppe Intelligent Neuroprosthetics an der TU München. Er verfügt über umfangreiche Expertise in der CE-Zertifizierung, tragbaren assistiven Geräten und klinischen Studien.
Er ist derzeit leitender Wissenschaftler am CSIR Central Mechanical Engineering Research Institute, Ministerium für Wissenschaft und Technologie, Regierung von Indien, und gleichzeitig außerordentlicher Professor an der Academy of Scientific and Innovative Research am CSIR-CMERI-Campus. Er hat einen Master- und einen Doktortitel in Mechatronik vom selben Institut. Seine Forschungsinteressen umfassen Mechatronik und Robotik, Datenwissenschaft, cyber-physische Systeme, nichtlineare Regelungssysteme, IoT und eingebettete Elektronik.