Es ist eine Herausforderung, diverse unterschiedliche Disziplinen unter ein Dach zu bringen. Wie ist das letztlich gelungen?
MIRMI gliedert sich in sieben Sektoren. Dazu gehören die drei grundlegenden Disziplinen Perzeption, künstliche Intelligenz und Robotik, also letztlich die erforderlichen Fertigkeiten von intelligenten Maschinen – „Sense, Plan und Act“. Hinzu kommen vier Innovations-Sektoren, in denen künftig wichtige Entwicklungen zu erwarten sind – Zukunft der Arbeit, der Gesundheit, der Mobilität und der Umwelt. Diese Strukturen wurden geschaffen unter Leitung des Board of Directors von Prof. Sami Haddadin zusammen mit Prof. Eckehard Steinbach und Prof. Daniel J. Rixen in enger Abstimmung mit dem Science Board, also den verantwortlichen Professoren in MIRMI. Der Rat aus der Industrie war auch hier nützlich und strategisch. So haben die industriellen Partner maßgeblich mit dazu beigetragen, dass letztlich die sieben Sektoren im MIRMI gebildet wurden. Auch in den MIRMI-Großprojekten spielt die enge Vernetzung mit der Industrie eine wichtige Rolle. In diesen so genannten Lighthouseprojekten „KI.Fabrik“ , „Geriatronik“ und jüngst auch „Mobilität“ sind diverse industrielle Partner wie u.a. BMW, Linde oder Reactive Robotics mit aktiv.
Sie leiten das Industry Advisory Board von MIRMI. Inwiefern wirkt sich dieses Board auf die Arbeit im MIRMI aus?
C-Level-Manager von Unternehmen wie Airbus, BMW, Continental, DLR, Siemens Healthineers, IBM, Infineon, Microsoft, SAP, Siemens AG und die Technikwissenschaftsakademie acatech unterstützen MIRMI in Strategiediskussionen. Wir haben darauf geachtet, dass direkter Wettbewerb im Board vermieden ist, so dass alle frei reden können. Wir fungieren als eine Art „Sounding Board“ für die Strategiediskussion der sieben Sektoren. PIs erfahren, wie weit die Industrie ist und wo Forschungsdurchbrüche gesucht werden. Jeder einzelne Sektor entwickelte seine Strategie in einer Reihe von Workshops. Die großen Herausforderungen der Zukunft wurden darin benannt und nötige Fokusgruppen und Lighthouse-Projekte angedacht, von denen heute schon viele auf den Weg gebracht worden sind.
Inwiefern spielt der Standort für das MIRMI eine wichtige Rolle?
Die Region um München herum und auch weiter in Bayern hat eine besondere DNA. Das betrifft zum einen die Forschungslandschaft aus Industrie und Universitäten sowie die Förderung von Forschung und Transfer der Ergebnisse in die Anwendung durch die bayerische Staatsregierung. Mit dem MIRMI befindet sich eines der größten Robotik- und KI-Institute weltweit vor Ort. Mit der LMU als weitere Exzellenz-Uni, mit dem DLR als exzellentes Institut für Robotik- und Mechatronik sowie Unternehmen wie Airbus, BMW oder Siemens in Reichweite entsteht schnell eine einzigartige Dynamik. Und nicht vergessen sollten wir das Gründungszentrum UnternehmerTUM, das gerade sein 20stes Jubiläum feierte, das Jahr für Jahr ca. 50 skalierbare Tech-Start-ups auf den Weg bringt und inzwischen insgesamt etwa 1.000 Startups unterstützte. Dieses Ökosystem ist einzigartig und braucht sich auch international nicht zu verstecken. Vor wenigen Monaten hat UnternehmerTUM zusammen mit der TUM mit dem Programm TUM Venture Labs zusätzliche Förderungschancen in „11 Deep-Tech-Domänen“ auf den Weg gebracht, darunter auch „Robotics/AI“. Wenn sich jetzt auch noch in der Exzellenz-Initiative ein Cluster of Exzellence in München erfolgreich durchsetzt, dann wäre das der nächste Meilenstein in dieser Initiative. Ich kenne kein Robotik- und Machine Learning-Ökosystem in Europa, das derart breit aufgestellt ist.