Welche wichtigsten ethischen Herausforderungen sehen Sie beim Einsatz von Robotern in der Pflege?
Zum Technikeinsatz (inklusive Robotik) gilt zunächst das, was in der Pflege immer gilt: die Anforderung an gute Pflegequalität sind unsere Richtschnur (unsere Normierung, auch in ethischer Hinsicht). Das heißt, der gute Wille allein genügt nicht, gute Pflege verlangt das Einhalten fachlicher Standards. Sie erfolgt auf dem aktuellen Stand des Pflegewissens und zentral ist die Qualität der Pflegebeziehung. Die wichtigste Herausforderung ist also die Integration desjeweiligen robotischen Systems in den Pflegeprozess vor genau diesem Hintergrund. Es kann ethisch nicht vertretbar sein, durch Technikeinsatz die Pflegequalität zu verschlechtern, sie muss mindestens beibehalten werden. Wenn es gut läuft, sollte der Technikeinsatz die Pflegequalität an der einen oder anderen Stelle sogar verbessern.
Sie sind Krankenschwester und Theologin. Wie stehen Sie zu technologischen Innovationen, zunächst skeptisch oder neugierig?
Unbedingt neugierig. Auch wenn ich sonst gerne auf meinen beruflichen Erfahrungshorizont in der Psychiatrie hinweise, einem Bereich, in dem zweifellos derzeit eher wenig Potential für den Einsatz robotischer Systeme vermutet wird, so muss ich doch bekennen, dass ich mit großer Begeisterung auch im Intensivbereich tätig war. Das ist ein interessanter Arbeitsbereich, indem ich sehr gerne und mit Faszination für die Technik mit den unterschiedlichen lebenserhaltenden Beatmungsgeräten und anderen Apparaten gearbeitet habe. Wenn die Technik nicht um ihrer selbst willen eingesetzt werden soll – weil sie jetzt nun mal da ist und schon so viel in sie investiert wurde – sondern wenn sie tatsächlich in den Dienst für den bedürftigen Menschen und seine adäquate Versorgung genommen werden kann, dann bin ich gerne neugierig darauf.
Kennen Sie die Entwicklungen im Forschungszentrum Geriatronik in Garmisch-Partenkirchen. Was ist Ihr Eindruck?
Der Schlüssel zum Erfolg kann nur ein Co-Design Prozess sein, der getragen ist von dem Respekt vor der Expertise der unterschiedlichen Akteure. Das ist nicht immer einfach, denn Robotik und Pflege folgen unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten und Logiken und sprechen andere Sprachen. Je besser es gelingt, hier neugierig auf die jeweils andere Seite und deren Potential zu schauen und je weniger man sich von althergebrachten Rollenmustern und Stereotypen leiten lässt, desto mehr kommt an Erkenntnis zustande – und desto mehr Freude macht die Zusammenarbeit.
Weitere Informationen zum Geriatronics Summit 2024
https://geriatronics.mirmi.tum.de/en/geriatronics-summit-2024/
Text: Andreas Schmitz