„Robotik in und mit der Gesellschaft“: Das war der Titel des Seminars von Svenja Breuer für das TUM MIRMI-Graduiertenprogramm. Die Wissenschaftlerin, die selbst im Bereich „Wissenschafts- und Technologiepolitik“ der Technischen Universität München (TUM) in den letzten Zügen ihrer Doktorarbeit steckt, griff damit das Thema auf, das auch Sonja Stabenow beschäftigt. Nämlich die Frage, wie ein Roboter gestaltet sein muss, damit der Mensch mit ihm arbeiten kann – und will. Seit Anfang des Jahres ist Stabenow in der Graduiertenschule der TUM School of Engineering and Design eingeschrieben. Da sie sich jedoch auch sehr für Robotik interessiert, ist sie gleichzeitig beim TUM MIRMI Graduiertenprogramm mit dabei. Vorteil: Sie kann das Robotik-spezifische Angebot nutzen, das gleichzeitig für die Graduiertenschule zählt. „Es kostet nichts, man verliert nichts und man kann sich raussuchen, was einen interessiert“, sagt Stabenow – zum Beispiel das Seminar von Svenja Breuer.
Robotik-Seminare und Scientific Clubs: Qual der Wahl
Neben Seminaren stehen Trainings, internationaler Austausch und so genannte Scientific Clubs auf dem TUM MIRMI-Programm. Für die TUM-Masterabsolventin in Mechatronik, Robotik und Biomedizintechnik ist das eine gute Bereicherung. „Im Vergleich zu den USA gibt es in Deutschland ja eher wenig begleitendes Angebot auf dem Weg zum Dr.“, meint die Doktorandin. Jetzt also hat sie die Qual der Wahl, ob sie Seminare mit Prof. Achim. Lilienthal, Prof. Alexander König oder ABB-Robotik-Projektmanager Tobias Berninger besuchen oder sich an Scientific Clubs beteiligen will. Einer der neuen Clubs beschäftigt sich etwa damit, Firmenbesuche zu organisieren.
Scientific Clubs: Vernetzung als Basis, um interdisziplinär zusammenzuarbeiten
Da Stabenow gerade in der Forschungsgruppe für minimal-invasive interdisziplinäre therapeutische Intervention, kurz MITI, am TUM Klinikum forscht, bot es sich an, dass sie einen Firmenbesuch beim medizintechnischen Unternehmen Brainlab gleich mitorganisiert. Zwei Stunden im Unternehmen, Besuch der dortigen Robotikabteilung und des Showrooms, vorgestellt von einem Ingenieur von Brainlab. Ein anderer Club ist so etwas wie das „Literarische Quartett“ für Robotikwissenschaftler. Statt Bücher besprechen Teilnehmende des Journal Clubs neue wissenschaftliche Arbeiten. „Scientific Clubs erfordern viel Eigeninitiative“, meint Stabenow, „es motiviert aber ungemein, da so gemeinsame Initiativen entstehen.“
Gerade vor dem Hintergrund, dass inzwischen mehr als hundert TUM-Lehrstühle mit TUM MIRMI verbunden sind, ist der Robotik-Kosmos schon allein in der TUM riesig. Das Graduiertenprogramm dient also auch dazu, die Promovierenden aus diesen ganzen Bereichen zusammenzukriegen und den Austausch untereinander zu fördern. Voraussetzung für die Teilnahme am Gradiertenprogramm ist, dass ein sogenannter MIRMI-PI, also ein Professor, der in TUM MIRMI organisiert ist, die Teilnahme unterstützt (siehe auch: https://www.mirmi.tum.de/mirmi/people/principal-investigators/).
Sonja Stabenow: Robotik, Medizin und Ergonomie miteinander verbinden
Robotik ist interdisziplinär, verbindet also oft Kernrobotikfächer wie Ingenieurwesen, Informatik und Elektrotechnik mit Medizin, Ethik oder Gesellschaftswissenschaften. Sonja Stabenow zum Beispiel hat zwar ihren Master in einem der Kern-Robotik-Masterstudiengänge der TUM absolviert, aber schon während ihrer Masterarbeit in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) an einem robotischen System für medizinische Anwendungen mitgetüftelt. Nun promoviert sie im Lehrstuhl für Ergonomie bei Professor Klaus Bengler, studierter Psychologe. Ihr Thema „Interaktions-Paradigmen für die Mensch-Roboter-Interaktion auf Patientenstationen“ verbindet das alles miteinander: „In der Medizin geht es nicht ohne die Menschen. Die Robotik lässt sie allerdings oft außen vor, weil die Interaktion schwierig ist“, sagt Stabenow: „Wir müssen den Menschen mehr in den Blick nehmen.“ Ihr Ziel: Ein Roboter als Kollege, der zwischenmenschliche Regeln versteht und das Krankenhauspersonal unterstützt.
Weitere Informationen
Generelle Informationen zum Graduiertenprogramm und Ansprechpartner (Steering Committee): https://www.mirmi.tum.de/mirmi/lehre/doctoral-program/
Aktuelle Seminare: https://docs.google.com/document/d/16m6xhIphkti7Wja1MQufaazWkPy9fn5ODYEI9ya3WEk/edit?tab=t.0#heading=h.uso30c11kbvt
Text: Andreas Schmitz