Eckehard Steinbach weiß aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt, wenn Start-ups „fliegen“. 2013 gründeten drei seiner Doktoranden, basierend auf vielen Jahren Forschungsarbeit an seinem Lehrstuhl, NavVis – einen Spezialisten für die Digitalisierung von Innenräumen. „In diesem Bereich der Spatial Intelligence ist das Unternehmen heute Weltmarktführer“, sagt Steinbach. Vom Forschen über das Anmelden von Patenten und diverse Förderphasen bis hin zu einem funktionierenden und auf dem Markt erfolgreichen Unternehmen hat der Professor für Medientechnik der Technischen Universität München (TUM) das heute 400 Mitarbeitende umfassende Unternehmen als Mentor begleitet. „Ich habe auch Start-ups begleitet, die nicht funktioniert haben“, schiebt Steinbach nach. Genau dieser Mix hat letztlich den Ausschlag gegeben, warum er beim MIRMI diesen Bereich übernahm, der hilft, „die PS der Forschung auf die Straße zu bringen“.
Robotik-Start-ups der TUM spielten seit 2020 mehr als 20 Millionen Euro Fördergelder ein
Dafür hat Steinbach eine Struktur geschaffen. Heute unterstützen das TUM Venture Lab Robotics/AI sowie der Inkubator robo.innovate Studierende, die vorhaben, ihre Forschungen in der Robotik und KI in eine Geschäftsidee weiterzuentwickeln – bis zur Gründung des Start-ups:
- Die vom bayerischen Wissenschaftsministerium finanzierte TUM-Initiative TUM Venture Lab Robotics/AI richtet beispielsweise Veranstaltungen aus, in denen Studierende den speziellen Mindset erlernen sollen, der Jungunternehmerinnen und -unternehmer ausmacht.
- robo.innovate wird vom bayerischen Wirtschaftsministerium finanziert. Der Inkubator stellt Studierenden Büroräume und Maker Spaces kostenlos zur Verfügung und richtet zudem jedes Jahr einen robotik-spezifischen Hackathon aus. Immer wieder bleiben einige dieser Teams zusammen und entwickeln ihre Ideen weiter.
Beide zusammen bieten angehenden Gründerinnen und Gründern ein Ökosystem, in dem spannende neue Unternehmen nicht unentdeckt bleiben.
Richtung Gründung geht es dann meistens, ausgestattet mit einem EXIST-Gründungsstipendium für ein monatliches Gehalt. Robotik-Start-ups aus der TUM – darunter Olive Robotics für KI-basierte modulare Robotik, Reinigungsroboterhersteller Angsa Robotics, der Hersteller von autonomen Segelfrachtern Cargokite oder das auf Biodiversitäts-Monitoring spezialisierte Hula Earth – haben so angefangen und sind in den letzten Jahren auf die Erfolgsspur gebracht worden.
Mehr als 70 Start-ups hat robo.innovate seit seiner Gründung im Jahr 2021 bereits unterstützt. Zwei Drittel von ihnen gründen nach den bisherigen Erfahrungen in etwa ein eigenes Start-up. Der Erfolg gibt Prof. Steinbach sowie der Struktur aus Venture Lab und robo.innovate recht: Insgesamt wurden Robotik-Start-ups in den letzten vier Jahren mit mehr als 20 Millionen Euro gefördert.
MIRMI-Infrastruktur: Diverse Robotiklabore und neue Großprojekte für verkörperte Lab-Intelligenz und Robotik in der Pflege
Diese Studierenden haben oft zuvor bereits die Infrastruktur der TUM kennengelernt – also Labore, in denen sie ihre Bachelor-, Master- oder Doktorarbeiten vorbereitet sowie Hard- und Software getestet haben. Unter anderem am Parkring in Garching-Hochbrück, im Siemens Technology Center am Forschungscampus Garching, in Garmisch-Partenkirchen, am Georg-Brauchle-Ring neben dem O2-Tower und im Deutschen Museum in München entwickeln die Forschenden derzeit neue Lösungen für das Greifen robotischer Hände, Algorithmen für robotische Arme, vierbeinige Roboter oder Humanoide und testen vernetzte Fahrzeuge. Zwei besondere Projekte aus dem Verantwortungsbereich von Prof. Steinbach sind derzeit in Vorbereitung: In drei bis vier Jahren kommt noch das TUM Center for Embodied Laboratory Intelligence (TUM ELI) hinzu – der erste KI-Experimentierraum für automatische Wissensgenerierung, also ein besonders intelligentes Labor für das Design und die Durchführung von Experimenten. Zudem ist derzeit der TUM Campus Garmisch-Partenkirchen in Planung. Zusammen mit der Caritas und der LongLeif Stiftung wird die TUM hier ein Zentrum schaffen, in dem Forschung und Praxis für die Robotik in der Pflege zusammenrücken.