Die Aufgabe war recht offen gestellt: Was könnte man im Operationsalltag verbessern? Welche Abläufe sind nicht so optimal, wie sie sein könnten? Medizinisches Personal ist oft nicht nur mit anderem beschäftigt, sondern über Jahre an die bestehenden Abläufe gewöhnt. Studierende allerdings schauen mit einem unvoreingenommenen Blick darauf.
Projektwochen im MITI im Januar 2025: 70 Bewerbende auf 12 freie Plätze
So geschehen Anfang des Jahres im MITI, deren Forschende die Projektwochen gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Ergonomie (LfE) und dem Medical Autonomy and Precision Surgery lab (MAPS) organisiert haben. Knapp 70 Studierende bewarben sich, um bei einer der vier dreiköpfigen Arbeitsgruppen dabei sein zu dürfen. „Die Praxis kommt an der Uni manchmal zu kurz, deshalb der Ansturm“, erläutert Doktorand Luca Wegener, der das Programm für die Projektwoche zusammen mit den Doktoranden Max Bergholz und Angelo Henriques entwickelt und über die Woche hinweg begleitet hat.
Ablauf: 3 Tage Vorbereitung
Die ersten drei Tage dienten der Vorbereitung vor dem Startschuss in die eigentliche Projektwoche. Die Grundidee besteht darin, Studierende aus diversen Studiengängen etwa von der Elektrotechnik, über den Maschinenbau, die Informatik bis hin zur Medizin anzusprechen, so dass die Gruppen letztlich möglichst interdisziplinär sind. Das bedeutet allerdings auch, dass sie mit ihren unterschiedlichen Hintergründen inhaltlich zunächst auf einen Nenner gebracht werden mussten. Dazu gehörte auch ein Besuch im Operationssaal: Über zwei Tage bestand die Chance, nicht nur OPs anzuschauen, sondern auch mit dem Personal dort zu reden, Prozesse zu verstehen und auch zu sehen, wo Roboter eingesetzt werden. Mit dem Input im Kopf starteten die zwölf Teilnehmenden ins Wochenende, bevor in der kommenden Woche die eigentliche Arbeit anstand, eine gangbare und sinnvolle Lösung zu entwickeln.
Eine Woche Zeit für die Umsetzung einer Idee
Dafür standen nun ein experimenteller OP, technische Apparaturen wie 3D-Drucker und Sensoren in einer Werkstatt sowie medizinisches Fachpersonal für „niedrigschwelliges Feedback“ zur Verfügung. Heraus kamen ganz unterschiedliche Ansätze. Ein neues Instrument, dass beim Nähen nach Eingriffen im Bauchbereich Krümmungen mitgehen kann. Ein Scanner für genutzte Einmalprodukte im OP. OP-Lampen, die weniger Schatten werfen. Kameras, die Workflows im OP erkennen. Zum „Renner“ der letzten Projektwoche entwickelte sich der Scanner, dessen Thema sogar in einer Studienarbeit weiterentwickelt wird. Die Idee ist, einen Scanner an der Brusttasche von so genannten Springern anzubringen, die während einer OP Operationsmaterial holen müssen. Anstatt die Materialnummern des Einmalprodukts in den Computer eintippen zu müssen, übernimmt diese Arbeit nun ein Scanner. Noch dazu fließen diese Informationen in das entsprechende Kliniksystem. Das spart Zeit.
Nächste Projektwoche in Planung
Ende 2025 steht nun die nächste Projektwoche an, die sich Studierende übrigens für ihr Studium anrechnen lassen können.
Das neue Thema: Applied Surgineering
Das Projekt stellt aktuelle Problemstellungen der Medizintechnik in einer realen klinischen Umgebung vor und vermittelt Fähigkeiten zur eigenständigen Lösung komplexer technischer Problemstellungen. Die Studierenden lernen bei Hospitationen im OP-Saal chirurgische Abläufe anhand realer Eingriffe kennen. In Workshops werden sie mit den Prinzipien des menschzentrierten Designprozesses in einer interdisziplinären Umgebung vertraut gemacht. Im Anschluss entwickeln und evaluieren die Studierenden in Kleingruppen eigenständig technische Lösungsansätze, wobei sie von einem interdisziplinären Expertenteam in Entwicklungsstrategien gecoacht werden. Bei der Entwicklung stehen umfassendes Material und eine praxisnahe Umgebung am TUM Klinikum zur Verfügung. Abschließend stellen die Studierenden die entwickelten Lösungen vor, ordnen sie kritisch ein und reflektieren den Ablauf des Entwicklungsprozesses.
Kontakt: Max Bergholz - max.bergholz@tum.de
Für: Studierende der TUM School of Enineering and Design, der TUM School of Computation, Information and Technology und der TUM School of Medicine & Health ab dem vierten Bachelorsemester
TUMonline-Modulnummer: ED160044
ECTS: 4
Zeitraum: 19. November 2025 bis 1. Dezember 2025
Insgesamt bietet die TUM im Wintersemester 2025/26 35 Projektwochen an.
Weitere Informationen gibt es hier:
https://www.tum.de/studium/studienangebot/key-skill-programs/projektwochen