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Treibhausgase und Schadstoffe in München: Alles bestens dokumentiert
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Dem Sensornetzwerk entgeht so schnell nichts: Fünf präzise Messstationen auf Münchens Dächern für Kohlenmonoxid und -dioxid sowie Methan, 100 Stationen für Kohlendioxid an Straßen und weitere 30 für die Bestimmung der lokalen Feinstaub-, Stickoxid- und Kohlendioxidwerte an Straßen. „Das ist ein weltweit einzigartiges Sensornetzwerk“, sagt Prof. Jia Chen, die für das EU-Projekt ICOS Cities die Luft und speziell Treibhausgase in München erforscht.
40 Terabyte Luftqualitätsdaten als Open Source
Die Herausforderung derzeit: Zwar erhebt die Stadt München Zahlen etwa zu Treibgasemissionen, aber die hinken der Realität etwa zwei Jahre hinterher. Durch das neue (im letzten Jahr fertiggestellte) Sensornetz bekommt Professorin Chen die nötigen Werte auf Knopfdruck und das Emissionsinventar der Stadt ist präziser geworden. Über 120 Millionen Messungen haben die Hochleistungsrechner inzwischen bereits verarbeitet. Die knapp 40 Terabyte Daten sind auf dem ICOS Carbon Portal einsehbar.
Schon heute lassen sich Methan-Hotspots ausmachen, wie etwa eine Müllhalde am Fröttmaninger Berg, die Theresienwiese zu Zeiten des Oktoberfests oder aber Gasleckagen, wie sie die Forschenden kürzlich in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs gefunden haben. Neu ist, dass sich die Luftqualität in der Maxvorstadt in München je nach Intensität des Stickstoffgehalts farblich darstellen lässt und so gleich auf einen Blick klar wird, an welchen Straßenzügen die zulässigen Grenzwerte überschritten werden.
Da viele der neuen Sensoren erst in den letzten zwei Jahren aufgestellt und angebracht wurden, stehen einige wichtige Forschungsergebnisse aktuell zwar noch aus. Doch hat sich zum Beispiel bereits herausgestellt, dass der Emissionstrend in Sachen Kohlendioxid in den letzten Jahren lange Zeit fast kontinuierlich rückläufig war, doch gibt es für 2024 einen auffälligen Ausreißer nach oben. „Auch bei unserem ICOS-Partner in Paris wurde das festgestellt“, sagt die Professorin für Umweltsensorik und Modellierung Chen. Erklärungsansätze dafür möchte die Umweltforscherin für sich behalten. Dafür müssen noch mehr Analysen gemacht werden.

Kohlendioxidgehalt der Luft steigt kontinuierlich
Ab 2035 soll München schließlich klimaneutral sein. Das heißt, dass nicht mehr als 0,3 Tonnen CO2 pro Jahr auf das Konto einer Person gehen darf. „Bisher steigen die Konzentrationen Jahr für Jahr in Treppenform an“, sagt Prof. Chen, „im Winter geht es rauf, im Sommer etwas runter – insgesamt aber steigen die Konzentrationen, da die Treibhausgase sehr viel Zeit benötigen, um sich wieder abzubauen.“ Dass hier kein Anstieg mehr zu verzeichnen ist, ist die Voraussetzung dafür, dass der Klimawandel einen Stopp einlegt. Eins ist klar: Ob die Münchner Strategie zur Klimaneutralität aufgeht oder nicht – alles ist bestens dokumentiert.
Publikationen
- Kühbacher, D., Chen, J., Aigner, P., Ilic, M., Super, I., and Denier van der Gon, H.: DRIVE v1.0: A data-driven framework to estimate road transport emissions and temporal profiles, EGUsphere [preprint], https://egusphere.copernicus.org/preprints/2025/egusphere-2025-753/
- Ayah Abu-Hani, Jia Chen, Vigneshkumar Balamuguran, et al. From Gaps to Generalization: Predicting CO2 over European Urban Areas from Targeted Satellite Observations Using Machine Learning. ESS Open Archive . June 25, 2025; https://doi.org/10.22541/essoar.175087386.64082344/v1
Text: Andreas Schmitz