Vier Mitarbeitende plus Hund, ein EXIST-Forschungstransfer, drei Prototypen und erfolgreiche Feldtests bei den Technologiekonzernen Rohde & Schwarz GmbH & Co. KG sowie der Gebr. Waasner Elektrotechnische Fabrik GmbH: Das ist die Zwischenbilanz des Start-ups EASE Ergonomische Assistenzsysteme GmbH. Seit Februar vergangenen Jahres entwickelt EASE im TUM Inkubator in Garching Exoskelette, die das Tragen von Gegenständen erleichtern sollen.
Dafür haben die TUM-Absolventen Peter Schaefer und Noah Lars Gerullis innerhalb eines Jahres einen voll funktionsfähigen Prototypen entwickelt. Ein wichtiger Faktor waren dabei zudem Forschungsergebnisse, die Christina Harbauer aus ihrer Promotion am Lehrstuhl für Ergonomie der TUM ins Team eingebracht hat. Künstliche Intelligenz wertet Daten über Kräfte, Beschleunigungen und Bewegungsmuster aus und erkennt, bei welcher Bewegung das Exoskelett robotische Unterstützung leisten sollte.
Exoskelett schafft bis zu 20 Kilogramm Entlastung
Der zusammen mit der Deuter Sport GmbH entwickelte Rucksack leitet die zum Tragen erforderliche Kraft auf die Lordosenstütze um. Damit übernimmt die Hüfte die meiste Arbeit und die Arme werden entlastet. „Bis zu 20 kg Entlastung“, erwartet Martin Fleischer, der für Strategie und Geschäftsführung zuständig ist. Er ist überzeugt: „So reduzieren wir den Krankenstand.“
Das Elektronikunternehmen TQ-Systems unterstützt das Start-up bei den Antrieben für die im Exoskelett integrierten Motoren. Die ersten drei Prototypen wurden bereits bei BMW und DHL eingesetzt. Anfang Mai testete EASE das System beim Technologiekonzern Rohde & Schwarz. Das Resümee: „Die Entlastung spürt man deutlich – sie macht meine Arbeit einfacher“, sagt ein Mitarbeiter, der das Exoskelett eine Woche lang nutzte.
Prototypen bereits bei BMW, DHL und Rohde & Schwarz getestet
Bislang sind drei Exoskelette im Einsatz, die das Team vorfinanziert und gebaut hat. Im Laufe des Sommers sollen drei weitere hinzukommen. Der Business Case kalkuliert damit, dass die Systeme günstiger werden, wenn sie in größerer Stückzahl produziert werden. „Später werden wir sie vermieten, per Leasing anbieten oder als Komplettsysteme verkaufen“, erklärt Fleischer.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurde EASE von robo.innovate unterstützt. „Wir haben zur richtigen Zeit die passenden Kontakte, Chancen und Möglichkeiten bekommen. Dafür sind wir äußerst dankbar“, betont Fleischer. Das Start-up kann nicht nur Werkzeuge und Infrastruktur kostenfrei nutzen, sondern profitiert auch vom Netzwerk. Andere Start-ups sitzen gleich um die Ecke – genauso wie Förderer aus der Industrie, die in späteren Finanzierungsrunden wichtig werden könnten.
Geld wird in jedem Fall nötig sein, um die Systeme auf den Markt zu bringen. Neben der Zertifizierung spielen stabile Lieferketten eine entscheidende Rolle. „Wir investieren bereits in die Vorbereitung der Serienfertigung. Am Ende nützt uns eine tolle Technologie nichts, wenn sie niemand kaufen kann“, merkt Fleischer an. Die bisherigen Forschungstransferleistungen und das EXIST-Stipendium laufen in den kommenden Monaten aus. Daher sucht das Start-up derzeit Investoren für seine Pre-Seed-Runde. Sorgen macht sich Fleischer nicht: „Das Marktpotenzial liegt im Milliarden-Euro-Bereich“, sagt der EASE-Geschäftsführer, „und auch die Resonanz aus unseren Pilotprojekten zeigt klar: Der Bedarf ist da.“
Weitere Informationen:
EASE Ergonomische Assistenzsysteme GmbH ist auf der Robotikmesse automatica vertreten, die vom 24. bis zu, 27. Juni 2025 in München stattfindet. Standort: Halle 4, Stand 329
Text: Andreas Schmitz